Kind turnt im Wasser

Warum ist Psychomotorik für Kinder wichtig?

Die tägliche körperliche Betätigung spielt für Kinder und ihre Entwicklung eine äußerst wichtige Rolle. Wie wichtig die tägliche Bewegung ist und wie oft sich Kinder bewegen sollen, erfahren Sie in einem anderen separaten Artikel. Dieser Artikel geht auf die Frage „Warum ist Psychomotorik wichtig für Kinder?“ ein.

In dem Zusammenhang mit der körperlichen Betätigung bei Kindern fällt immer wieder dieser Begriff der Psychomotorik. Vielleicht sind Sie auch schon auf den Begriff gestoßen und wissen auch in etwa, was hinter ihm steckt. Doch, was bedeutet der Begriff, wenn Sie ihn genauer betrachten? Welche Bedeutung hat der Begriff und welche Ansätze verbergen sich hinter ihm?

Es ist wichtig, diesem Begriff etwas genauer auf die Spur zu gehen. Denn in der heutigen Gesellschaft wenden ihn viele unterschiedliche Bereiche an.

Der Begriff und seine Bedeutung

Bevor wir darauf eingehen, warum Psychomotorik wichtig für Kinder ist, ist es wichtig zu erfahren, was sich hinter dem Begriff versteckt. Der Begriff „Psychomotorik“ setzt sich aus zwei verschiedenen Worten zusammen. „Psyche“ und „movere“.

PsycheMovere
Aus dem AltgriechischenAus dem Lateinischen
Bedeutet „Seele“ oder „Seelenleben“Bedeutet „bewegen“

Fügen Sie diese beiden Begriffe nun zusammen, entsteht die etwas freiere Übersetzung „menschliche Bewegung“. Diese Übersetzung weist bereits sehr gut darauf hin, was sich hinter dem Begriff versteckt. Denn der Begriff der Psychomotorik bedeutet, dass der Körper und der Geist eines Menschen zusammenarbeiten und voneinander abhängen.

Das beste Beispiel aus dem Alltag, dass diese Theorie bestätigt, stellt die Psychosomatik dar. Bestimmt kennen Sie das Phänomen, unter Bauchweh oder Kopfweh zu leiden, wenn es Ihnen psychisch nicht gut geht. Ihr Körper reagiert also auf Ihre Psyche und anders herum.

In dem Rahmen der Psychomotorik stellt der Mensch eine Einheit von Leib und Seele, Geist und Körper dar. Im Umkehrschluss heißt das, dass das Denken, das Fühlen und das Handeln in einem direkten Zusammenhang zueinanderstehen.

Basierend auf dieser Sichtweise umfasst die Psychomotorik nicht nur verschiedene Ansätze und Konzepte. Auch die Förderung der Entwicklung von Kindern, sowie teilweise auch von Erwachsenen, spielt eine fundamentale Rolle.

Kurz und knapp gesagt, befasst sich die Psychomotorik also damit, die eigene Körperwahrnehmung zu schulen. Das gibt mitunter einer Antwort auf die Frage, warum Psychomotorik wichtig für Kinder ist. Die Schulung erfolgt durch abwechslungsreiche und spannende Bewegungserfahrungen. Vor allem Kinder profitieren dabei von den Ansätzen der Psychomotorik. Denn Kindern setzen Lernprozesse vor allem durch ihr eigenes Tun in Gang.

Diese Ziele verfolgt die Psychomotorik

Die Psychomotorik verfolgt unterschiedliche Ziele, von denen sowohl Kinder als auch Erwachsene profitieren.

Bei diesen Zielen handelt es sich dabei um die Folgenden:

  • Altersgerechte und individuelle Wahrnehmung der Kinder ihrer Bewegungsabläufe und sozialer Kompetenzen.
  • Ansprechen aller Sinne
  • Fokus auf die Körpererfahrungen und das Erleben des Kindes
  • Etwas bewegen können, indem man sich bewegt
  • Erweiterung der Handlungskompetenz in verschiedenen Bereichen

Die Handlungskompetenz und ihre verschiedenen Bereiche

Im Abschnitt weiter oben war die Rede von Handlungskompetenzen, sowie den verschiedenen Bereichen der Handlungskompetenzen.

Jeder Mensch verfügt über mehrere Handlungskompetenzen, die die verschiedenen Ansätze der Psychomotorik gezielt fördern. Bei den drei Handlungskompetenzen handelt es sich dabei um die Folgenden:

  • Ich-Kompetenz
  • Sachkompetenz
  • Sozialkompetenz

In der Regel sprechen die Übungen und Spiele aus dem Bereich der Psychomotorik alle drei Handlungskompetenzen an. In einigen Fällen ist es aber auch möglich, Schwerpunkte zu legen. So sprechen einige Übungen alle drei Handlungskompetenzen an, während andere den Fokus auf nur einen oder auf maximal zwei Basiskompetenzen legen.

Die Ich-Kompetenz

Kind in Halle spielt mit Ball

Zunächst einmal legt die Psychomotorik einen sehr großen Wert auf das Schaffen von freudvollen Spiel- und Bewegungssituationen. Diese helfen Kindern dabei, unterschiedliche Erfahrungen mit dem eigenen Körper zu machen. Diese Erfahrungen helfen den Kindern unter anderen, sich intensiver mit ihrem eigenen Körper auseinander zu setzen.

Aus den Erkenntnissen, die sich aus den Spiel- und Bewegungssituationen ergeben, entwickelt das Kind nach und nach seine Ich-Kompetenz. Diese umfasst unter anderem die Tatsachen, dass das Kind:

  • lernt, den eigenen Körper bewusst wahr zu nehmen.
  • schafft, mit dem Körper bewusst umzugehen.
  • seine eigenen Möglichkeiten und Grenzen realistisch erkennt und einschätzt.
  • den eigenen Körper, so wie er ist, akzeptiert.
  • lernt, den eigenen Körper zu kontrollieren.

Je mehr Förderung das Kind in dem Bereich der Psychomotorik erfährt, umso mehr erfährt es eine Stärkung des Selbstvertrauens und der Zuversicht.

Die Sachkompetenz

Zwei Kinder draußen

Die Förderung der Psychomotorik erfolgt durch den gezielten Einsatz bestimmter Übungen und spiele. In diesem Zusammenhang finden unter anderem auch unterschiedliche Materialien und Geräte ihre Anwendung. Für die Anwendung der Materialien folgen Kinder durchaus einige bestimmte gegebene Übungsabfolgen.

Allerdings laden die Beschaffenheit und Kombination der Materialien auch zum Experimentieren und Kombinieren ein. Durch den intensiven Umgang mit den Materialien lernt das Kind unter anderem:

  • wie es eigene Ideen verwirklicht.
  • Auf welche Weise es neue Dinge Schaffen kann.
  • Seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.
  • wie die einzelnen Materialien beschaffen sind und sich in Größe, Gewicht und anderen physikalischen Eigenschaften unterscheiden.

All diese Erkenntnisse, die ein Kind bezüglich der Psychomotorik erlangen kann, fassen sich unter dem Begriff der Sachkompetenz zusammen.

Die Sozialkompetenz

Kinder spielen auf einer Wiese

In der Regel findet die Förderung der Kinder in Gruppen statt. Diese Tatsache verfolgt schlicht und ergreifend das Ziel, die Sozialkompetenz der Kinder gezielt zu fördern und zu verbessern. Denn die Gemeinschaft spielt für die Kinder eine wichtige Rolle und lehrt ihnen ganz besonders wichtige Aspekte.

Unter anderem belaufen sich die Vorteile der Förderung der Sozialkompetenz auf die folgenden Aspekte:

  • gemeinsame und gegenseitige Rücksichtnahme
  • gegenseitige Absprachen
  • Aufstellen, Akzeptieren und respektieren von Regeln – in diesem Zusammenhang auch das Erkennen der Wichtigkeit von Regeln
  • Einbringen eigener Wünsche und Vorstellungen in die Gruppe – Erkenntnis, dass die eigene Meinung zählt und ein hohes Gewicht besitzt.

Die Psychomotorik und die Entwicklungsauffälligkeiten

Warum ist Psychomotorik wichtig für Kinder? Weil Kinder eine gezielte Förderung durch die Psychomotorik erfahren. Das wiederum wirkt sich in vielen verschiedenen Bereichen positiv auf ihre Entwicklung aus. So entwickeln sich die Kinder nicht nur gut, sondern vor allem Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten profitieren von einer gezielten Förderung.

Vor allem, wenn Kinder mit folgenden Aspekten bezüglich ihrer Entwicklung und ihres Verhaltens zu kämpfen haben, bringt die Psychomotorik sehr viele Vorteile mit sich:

  • Wenig Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten.
  • Ängstliche und gehemmte Kinder.
  • Unruhige Kinder oder Kinder, die unter ADHS leiden.
  • Kraftlose und ungeschickt erscheinende Kinder und auch Kinder, die über sehr wenig Körperbeherrschung verfügen.
  • In ihren Bewegungsabläufen beeinträchtigte Kinder – in der Regel basieren diese Beeinträchtigungen auf Krankheiten oder Behinderungen.
  • Wahrnehmungs- und/oder Konzentrationsprobleme.
  • Soziale Schwierigkeiten.
  • Auffälligkeiten im Lernen, in der Sprache oder auch im Verhalten.

Um vor allem diesen Kindern gezielt bei der (Weiter-)Entwicklung ihrer bereits genannten Kompetenzen zu helfen, teilt sich die Psychomotorik in unterschiedliche Ansätze auf.

Die Ansätze der Psychomotorik

Sehr viele Experten und Wissenschaftler haben den Zusammenhang zwischen Geist und Seele genauer untersucht. Viele unterschiedliche Studien sind dabei zu wertvollen Ergebnissen gekommen. Diese Ergebnisse führen wiederum zu verschiedenen Ansätzen. So finden sich verschiedene Perspektiven und Ausrichtungen der Psychomotorik wieder. Sie unterscheiden sich in ihrem Ansatz und teilweise auch in der Sichtweise, verfolgen jedoch alle das Ziel der Förderung. Allesamt geben sie aber eine Antwort auf die Frage, warum Psychomotorik wichtig für Kinder ist.

Die funktionale Perspektive

Die funktionale Perspektive fokussiert sich vor allem auf Auffälligkeiten im Verhalten und in der Bewegung. Aus diesem Grund legt dieser Ansatz großen Wert auf den gezielten Einsatz von spielerischen Übungen bezüglich der Bewegung und der Wahrnehmung.

Die erkenntnisstrukturierende Perspektive

Die erkenntnisstrukturierende Perspektive betrachtet Menschen als aktiv handelndes und sich selbst steuerndes Individuum. Als Individuum tritt jeder Mensch in den Kontakt mit der Umwelt und interagiert mit ihr.

Durch die Erkenntnis, die der Mensch durch die Förderung erlangt, soll er vor allem eine Verbesserung der Handlungskompetenz erfahren. Somit liegt der Fokus dieser Perspektive vor allem auf der Fähigkeit, sich verändernden Bedingungen und Anforderungen ohne Probleme anpassen zu können. Dabei spielt vor allem auch das selbstständige Finden individueller Lösungswege in unterschiedlichsten Situationen.

Die identitätsbildende Perspektive

Auch bei dieser Perspektive handelt es sich bei jedem Menschen um ein aktives, eigenständiges, selbstbestimmendes und mitbestimmendes Individuum. Mit der Hilfe von Körper- und Bewegungserfahrungenerfahren Menschen eine große Stärkung ihres Selbstbewusstseins und ihres Selbstwertgefühls.

Da es den Kindern dabei freisteht, bei den Spielen mitzumachen und somit am Geschehen teilzunehmen, erfährt es auch von außen eine große Wertschätzung seiner Meinung und seiner Wünsche. Nimmt es an dem Geschehen teil, stellt das einen wichtigen selbstständigen Handlungsimpuls dar.

Die Erwachsenen, die das Kind fördern, nehmen dabei nicht die leitende Rolle ein. Vielmehr treten sie in die Rolle des Begleiters, des Helfers oder auch des Spielpartners. Dadurch sammelt das Kind nicht nur Vertrauen in sich selbst, sondern auch in die eigenen Fähigkeiten. Zu derselben Zeit reagiert es immer unabhängiger. Sprich: es macht sich nicht von sozialen Reaktionen abhängig, sondern handelt nach seinen Wünschen und Bedürfnissen.

Der verstehende Ansatz

Basis des verstehenden Ansatzes stellt die Ausgangslage dar, dass jede Handlung eines Menschen einen Sinn verfolgt. Sprich: Jede Handlung findet absichtlich statt und verfolgt ein bestimmtes Ziel. Mit diesem Verständnis versucht der verstehende Ansatz zu verstehen, was das Individuum mit seiner Handlung zum Ausdruck bringen möchte.

Dieser Ausdruck findet dabei in einem geschützten Rahmen statt. Denn nicht selten verstecken sich hinter Handlungen Themen aus der persönlichen Lebensgeschichte. Somit kann man durchaus sagen, dass die Psychomotorik nicht wenig mit der Persönlichkeitsentwicklung zu tun hat.

Unter anderem finden diesbezüglich die folgenden Methoden und Spiele ihren Einsatz:

  • Rollenspiele
  • Symbolspiele

Die systemisch-konstruktivistische Perspektive

Die letzte Perspektive, die eine wichtige Rolle bezüglich der Psychomotorik spielt, stellt die systemisch-konstruktivistische Perspektive dar. Bei ihr stellt das Individuum ein sich selbst regulierendes Biosystem dar. Damit ist jeder Mensch dazu in der Lage, sich seine Wirklichkeit selbst zu konstruieren.

Zudem sieht diese Perspektive Störungen im Verhalten, der Entwicklung und Bewegung nicht als Störungen eines Kindes selbst. Vielmehr drücken sie aus, dass eine Störung im System vorhanden ist. Somit verfügt das Kind nicht über Störungen, sondern zeigt als Symptomträger des gestörten Systems, dass eine Störung vorliegt.

Aus diesem Grund fokussiert sich diese Perspektive nicht nur mit der Förderung des Kindes selbst. Sie zieht vielmehr das ganze System mit in die Förderung ein. Bei diesem System handelt es sich dabei oft um die Familie und auch andere Bezugspersonen.

Übungen und Spiele der Psychomotorik

Kind mit unterschiedlichen Spielmaterialien

An und für sich erfährt die Fantasie bezüglich der Psychomotorik keine Grenzen. Allerdings sprechen einige Spiele einzelne Kompetenzen mehr und andere weniger an. Aus diesem Grund spielt die Ausgangslage für die Auswahl der richtigen Spiele und Materialien eine fundamentale Rolle.

Einige Beispiele für Ausgangslagen und entsprechende Spiele, stellen die folgenden Umstände und Situationen dar:

AusgangslageFörderung durch die Psychomotorik
Schwierigkeiten mit dem SozialverhaltenKooperative Bewegungsspiele helfen dabei, sich in eine Gruppe einzufügen und zu kooperieren. Auch das Akzeptieren und Einhalten von Regeln spielen dabei eine fundamentale Rolle.
Ängste und HemmungenHangeln, Klettern und Balancieren helfen Kindern dabei, sich in Ruhe und ohne Druck ausprobieren zu können. Zudem können sie ihre Grenzen austesten und somit selbst sehr viel besser aufstellen.   Für die Stärkung des eigenen Körperbewusstseins kommen aber auch unter anderem verschiedene Entspannungstechniken, Massagen oder Bewegungslieder zum Einsatz.

Neben diesen beiden Beispielen finden auch sehr viele andere Spiele und Ansätze ihren Einsatz und tragen somit zu einer gezielten und erfolgreichen Förderung des Kindes bei.

Der Unterschied zwischen dem Turnen und der Psychomotorik

Große Gruppe turnt gemeinsam

Da die Psychomotorik, bzw. die Übungen Wert auf die Bewegung des Körpers legen, stellen sich einige Menschen die Frage, worin der Unterschied der Psychomotorik zum Turnen besteht. In der Tat fällt es nicht leicht, die beiden Begriffe klar voneinander zu trennen.

Wieso das so ist zeigt alleine die Tatsache, dass der Begriff „Psychomotorik“ nicht selten als Synonym zum Einsatz kommt. So verwenden Menschen den Begriff unter anderem an der Stelle von:

  • Motopädie
  • Ergotherapie
  • Physiotherapie

Der Unterschied zum Turnen besteht, kurz und knapp gesagt, darin, dass das Turnen eine reine Sportart darstellt. Die Psychomotorik umfasst hingegen ein ganzheitliches Konzept, das die Förderungen der sozialen, emotionalen und motorischen Kompetenzen in den Fokus stellt. Das unterstreicht auch nochmal, warum Psychomotorik wichtig für Kinder ist?

TurnenPsychomotorik
Spaß steht im VordergrundNeben dem Spaß spielt auch der therapeutisch-medizinische Aspekt eine wichtige Rolle
Große Gruppen stellen kein Problem darGruppen müssen sehr klein sein, um die psychomotorische Förderung effektiv durchführen zu können

Zudem besteht ein weiterer großer Unterschied darin, dass die Psychomotorik in der Regel einen Förderschwerpunkt verfolgt. Das Turnen hingegen dient dem Auspowern und dem Erlernen der turnerischen Grundlagen. Diese Grundlagen gestalten sich für alle Kinder gleich. Die psychomotorische Förderung setzt jedoch, je nach Ausgangslage, andere Schwerpunkte. Schwerpunkte sind dabei unter anderem:

  • Konzentration
  • Reaktion
  • Kooperation
  • Körperwahrnehmung
  • Ausdauer
  • Selbstbewusstsein
  • etc.

Wie eng die psychomotorische Förderung und das Turnen jedoch Hand in Hand gehen zeigt die Tatsache, dass viele Vereine sogenanntes „Psychomotorisches Turnen“ für die gezielte Förderung von Kindern anbieten. Alles in allem gibt es viele Gründe, die eine Antwort auf die Frage geben, warum Psychomotorik wichtig für Kinder ist.

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