Bei Dyskalkulie handelt es sich um eine Rechenschwäche, die es den betroffenen Kindern schwer macht mit Zahlen umzugehen. Gleichzeitig stellen Rechenvorgänge ein schwerwiegendes Problem dar, während sich die Intelligenz der Erkrankten oft im Normalbereich befindet. Das heißt in Bezug auf die Rechenleistung schafft das Kind es nicht, Rechenleistungen auf einem Niveau zu erzielen, welches der eigentlichen intellektuellen Begabung entspricht.
Das “Versagen” der Betroffenen, die sich bereits in der Grundschule befinden, im Schulfach Mathematik löst unter anderem psychische Probleme aus. So entwickeln Kinder nicht selten eine Angststörung gegenüber dem Fach. Auch manifestieren sich die negativen Gefühle im Zusammenhang mit dem Rechnen aufgrund von wiederkehrenden Misserfolgen. Ebenfalls kann es auch dazu kommen, dass Mitschüler- und Mitschülerinnen das betroffene Kind hänseln und ausgrenzen. Auch Leistungsdruck seitens der Lehrer oder Eltern, die die Krankheit nicht früh genug erkennen, kann negative Folgen haben. Diese psychischen Beschwerden können auch physische Symptome auslösen.
Die Symptome
Kopf- und Bauchschmerzen stellen klassische Begleiter der Dyskalkulie dar. Nicht selten treten auch Störungen der Motorik oder im Bereich der Wahrnehmung auf. Andere Kinder entwickeln Albträume oder Einschlafproblematiken.
Die ersten Symptome treten bereits vor der Grundschulzeit auf. Die Kinder erkennen die Zahlen dabei nicht als Mengenangabe, sondern sehen diese bloß als reine Symbole. Das Ganze erschwert ihnen dementsprechend das Verständnis von Mathematik. Somit kommt es in der Schule zu erheblichen Schwierigkeiten mit Addition, Subtraktion, Multiplikation und der Division.
Bei vielen ist die Addition noch halbwegs lösbar. Doch bereits die Subtraktion stellt die Kinder vor große Schwierigkeiten. Auffällig ist vor allem, dass die Kinder, die von der Rechenschwäche betroffen sind, beim Rechnen mit den Händen hängen bleiben. Auch werden unrealistische Ergebnisse nicht bemerkt. Folglich tritt oft der Umstand auf, dass Zahlen vertauscht werden – so wird schnell aus einer 12 eine 21 oder aus einer 19 eine 91.
Prognosen
Die Prognose für die Betroffenen fällt unterschiedlich aus – eine Therapie, die das Defizit gezielt angeht, ist dringend erforderlich. Leiten Eltern diese nicht in die Wege, führt dies zu erheblichen Problemen des Betroffenen. Sie treten zuerst in der Schule, dann später im Berufsleben auf. Auch im Alltag erfahren die Erkrankten nicht zu unterschätzende Einschränkungen.
Insgesamt sind drei bis sechs Prozent der Kinder betroffen und somit kommt die Dyskalkulie etwas weniger häufig vor als die Lese-Rechtschreib-Schwäche. Hat das betroffene Kind sowohl diese als auch die Rechenschwäche, so sind auch die Prognosen einer Therapie eher schlecht.
Die Kombination aus der Dyskalkulie und der Lese-Rechtschreib-Schwäche trägt auch die Bezeichnung der kombinierten Störung schulischer Fähigkeiten. Eine positive Prognose lässt sich hingegen erstellen, wenn das Kind zwar an der Dyskalkulie leidet, ansonsten jedoch über eine normale bis hin zur guten Intelligenz verfügt. Oftmals liegen neben der Rechenschwäche noch andere psychischen Auffälligkeiten bei dem Kind vor. Diese stehen nicht immer in Verbindung mit einer Rechenschwäche, doch in vielen Fällen gehen sie mit ihr einher. Unter psychische Auffälligkeiten fallen beispielsweise Depressionen oder eine Störung im Sozialverhalten sowie ADHS.
Wie kommt es zur Dyskalkulie?
Keine pauschale Aussage gibt eine Antwort auf diese Frage. Allerdings vermuten Experten, dass die Genetik dabei eine entscheidende Rolle spielt. So leiden häufig auch Elternteile oder Geschwister von den Kindern, die diese Rechenschwäche aufweisen, unter ihr. Es kommt auch vor, dass die Hirnfunktion der Leidenden eine Besonderheit aufweist. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Erkrankten ein gestörtes Verhältnis in Bezug auf das Zahlenverständnis entwickeln. Forschern vermuten aufgrund dieser Besonderheiten der Hirnfunktion, dass die Leidenden aufgrund dessen ebenfalls eine Störung des Lese-Rechtschreib-Verstehens entwickeln könnten.
Die Rechenprobleme verschlimmern sich unter Umständen, wenn Lehrkräfte den Schülern in der Schule beispielsweise den Umgang mit Zahlen unverständlich beibringen. In diesem Fall leiden Kinder unter einer Überforderung und die Probleme verschärfen sich. Denn als Folgereaktion könnte es dazu kommen, dass das Kind sich dem Fach Mathematik gänzlich verweigert. Eine Begründung diesbezüglich gestaltet sich recht einfach. Der stetige Misserfolg in dem Fach führt zu Unlust und weiteren Versagensängsten. Wissenschaftler gehen bei der Dyskalkulie von einer zentralnervösen, kognitiven Störung der Informationsverarbeitung aus.
Welche Möglichkeiten haben Betroffene?
Die Diagnose Dyskalkulie erfolgt anhand mehrerer Tests. Sie stellen die wohl beste Methode dar, um den Betroffenen helfen zu können. Zudem stellen sie die Grundlage für eine Therapie dar, die am besten so früh wie möglich startet. Denn das Wichtigste ist bei diesen Schwierigkeiten, dass die Kinder in jedem Fall Hilfe brauchen. Bei einer Therapie steht im Fokus, dass das betroffene Kind mit dem richtigen Umgang mit Zahlen und dem Rechnen vertraut gemacht wird. Im Idealfall orientiert sich der Therapeut an den Bedürfnissen und Problemen des Kindes.
Die Sitzungen gehen oftmals mehrere Jahre, wobei der Fokus auf der Förderung der kognitiven Fähigkeiten liegt. Viele Therapeuten arbeiten mit dem Belohnungssystem, um die Motivation sich ans Rechnen zu wagen verstärken zu können.
Gleichzeitig sollten die Eltern die Therapie begleiten, indem sie zu Hause weiterhin mit ihren Kindern das Rechnen üben ohne diese zu überfordern. Dabei ist es sinnvoll das Kind zu loben, auch wenn es Schwierigkeiten hat oder Aufgaben nicht lösen kann. Parallel zur Therapie werden die Eltern unterstützt durch regelmäßige Beratungsgespräche, wo ihnen nahegebracht wird, wie sie das Erledigen der Hausaufgaben gestalten sollen oder wie sinnvolle Maßnahmen zur Förderung aussehen könnten.
Das Besiegen der Angst
Ein weiteres Ziel ist es, dass der Patient seine Ängste vor dem Rechnen beziehungsweise vor dem Umgang mit Zahlen verliert, wobei nicht nur die Therapie helfen soll, sondern ebenfalls wieder die Eltern. Diesen wird in den Beratungsgesprächen nämlich ebenfalls mit auf den Weg gegeben, wie sie ihr Kind emotional unterstützen können.
Wichtig sind zudem Zeiten am Tag, in denen das Kind entspannen kann, das heißt es soll Dinge machen können, die ihm Spaß machen und in denen nichts abverlangt wird, was mit “Leistung” zu tun hat. Auch sollen die Betroffenen in den Bereichen, die sie gut können und die ihnen Spaß bereiten, gefördert werden.
Die Prognose der Therapie bringt ein großes Erfolgsversprechen mit sich. Einige Kinder schaffen es sogar nach einigen Jahren dieselben Aufgaben lösen zu können wie Gleichaltrige ohne die Diagnose Dyskalkulie – dies ist allerdings nicht die Regel. Was aber gesagt werden kann ist, dass ein großer Teil derjenigen, die eine Therapie gemacht haben, um die Rechenschwäche in den Griff zu bekommen, später ein deutlich besseres Verständnis in Bezug auf das Rechnen und das allgemeine Zahlenverständnis haben. Allerdings ist die Rechenschwäche nicht gänzlich heilbar und wird die Betroffenen ihr gesamtes Leben begleiten.
Ebenfalls sehr informativ zu diesem Thema ist das folgende Video, wo man sieht, wie es betroffenen Kindern wie Annika Weber mit der Krankheit Dyskalkulie geht. Außerdem wird der Therapieansatz verdeutlicht, die den Kindern das Zahlenverständnis näher bringen soll:
Quellen:
https://www.legakids.net/eltern-lehrer/rechenschwaeche/wer-stellt-eine-rechenschaeche-fest
https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/kinder-und-jugendliche/dyskalkulie/#:~:text=
Typisch%20f%C3%BCr%20eine%20Rechenst%C3%B6rung%20(Dyskalkulie,
beim%20Verst%C3%A4ndnis%20von%20Rechenvorg%C3%A4ngen%20haben
https://www.bvl-legasthenie.de/dyskalkulie/therapieansaetze.html