Haben Sie sich je bewusst die Frage gestellt, worin der Unterschied zwischen ADHS und ADS genau besteht? Haben Sie bis jetzt auch immer gedacht, dass beide Abkürzungen ein und denselben Umstand beschreiben? Vielleicht haben Sie aber auch bereits vermutet, dass hinter den beiden einzelnen Begriffen jeweils eine andere Diagnose steckt.
Doch, worin besteht nun genau der Unterschied zwischen ADHS und ADS? Worum handelt es sich bei diesen beiden Begriffen genau?
ADHS und ADS kurz erklärt
Zunächst sollten Sie wissen, was überhaupt hinter den beiden Abkürzungen „ADHS“ und „ADS“ steckt. Erst, wenn Sie wissen, was diese beiden Begriffe bedeuten, können Sie nachvollziehen worin der kleine, aber feine Unterschied zwischen den beiden Abkürzungen besteht.
Nicht nur optisch betrachtet, macht das „H“ den Unterschied bei der Unterscheidung der beiden Begriffe, sondern auch bezüglich der Verhaltensweisen der Kinder, die unter ADHS oder ADS leiden, spielt das „H“ eine große Rolle.
Denn das „H“ steht für den Umstand der „Hyperaktivität“. Wie Sie sehen, fällt bei dem ADS das „H“ vollkommen weg. Das bedeutet folglich auch, dass Kinder, die unter ADS leiden, oft nicht auffallen, weil bei ihnen die Hyperaktivität wegfällt.
ADHS | ADS |
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung | Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom |
Kinder mit ADHS erscheinen oft unaufmerksam, impulsiv und hyperaktiv. Sie verkörpern, wenn Sie so wollen, den Zappelphillipp, der nie stillsitzen kann, bestens. | Kinder mit ADS erscheinen oft verträumt und sehr introvertiert. Sie fallen aus diesem Grund nicht direkt auf. In vielen Fällen nimmt die Diagnose „ADS“ demnach auch einiges an Zeit in Anspruch. |
Wenn Sie sich diese beiden Begriffe nun genauer ansehen, scheint es fast, als sei das ADHS schlicht und ergreifend eine Erweiterung des ADS. Genauso ist es. Allerdings stellt das ADHS nicht nur eine Erweiterung des ADS mit der zusätzlichen Hyperaktivitätsstörung dar, sondern die beiden Diagnosen gehen mit teilweise sehr unterschiedlichen Symptomen einher.
Das führt demnach auch dazu, dass sich sowohl ADHS als auch ADS jeweils anders auf die betroffenen Kinder auswirken. Aufgrund dieser Umstände erfordern sowohl das ADHS als auch das ADS eine jeweils andere Behandlung.
Der kleine Buchstabe „H“
Wie Sie also sehen macht ein kleiner Buchstabe bereits einen sehr großen Unterschied. Neben dem Buchstaben „H“, besteht ein weiterer großer Unterschied der beiden Begriffe darin, dass Kinder mit ADS oft länger unerkannt unter ihrer Krankheit leiden, als Kinder mit ADHS.
Grund dafür stellt die Hyperaktivität dar. Es liegt einfach näher die Vermutung zu äußern, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt, wenn es nie stillsitzen kann, als wenn es verträumt und in sich gekehrt ist.
Nicht selten erhalten Kinder, die unter ADS leiden, demnach auch sehr viel später professionelle Hilfe als Kinder, die durch die Hyperaktivität sehr viel offensichtlicher auf ihre Krankheit hinweisen.
ADHS, ADS oder doch ein Mischtyp?
Bereits wenige Menschen sind sich bezüglich des Unterschieds zwischen ADHS und ADS bewusst. Noch weniger Menschen wissen allerdings, dass sich nicht nur die beiden Krankheiten ADHS und ADS voneinander unterscheiden.
Wirft man einen noch genaueren Blick auf die beiden Krankheitsbilder stellt man fest, dass es neben ADHS und ADS auch einen sogenannten Mischtyp gibt. Zudem fallen die Krankheiten bei jedem Kind etwas anders aus und die Diagnose, ob ein Kind unter ADHS, ADS oder vielleicht einer Mischung aus beiden Krankheiten leidet, sollte immer durch einen kompetenten Fachmann erfolgen.
Nicht selten rutscht Menschen die Aussage heraus, dass ein Kind mit Sicherheit unter „ADHS“ leidet, wenn es etwas lauter ist und viel redet.
Dabei sollten Sie jedoch auch immer im Hinterkopf behalten, dass einige Kinder viel reden, wenn sie aufgeregt oder glücklich sind. Unter ADHS leiden Kinder nur dann, wenn dieses hyperaktive Verhalten kaum Pausen kennt und Sie das Gefühl haben, dass der Akku nie leer wird und auch keine Ladestation zum Aufladen benötigt.
Krankheit | So sieht sie aus |
ADHS: Zum größten Teil hyperaktiv-impulsiv | Kinder verkörpern den „Zappelphillipp“ bestens und scheinen der bekannten Kindergeschichte von früher entsprungen zu sein. |
ADS: Zum größten Teil aufmerksamkeitsgestört | Kinder verkörpern den „Hans-guck-in-die-Luft“ sehr gut. Oft bezeichnen Menschen aus dem Umfeld der Kinder die Betroffenen als Tagträumer und nehmen somit gar nicht wahr, dass sie unter ADS leiden. |
Mischtyp aus ADHS und ADS: Gleichermaßen aufmerksamkeitsgestört und hyperaktiv | Nicht selten sprechen Fachkräfte von einem Mischtypen, wenn Kinder sowohl Symptome von AHDS als auch Symptome von ADS aufweisen und somit zu selben Anteilen ein aufmerksamkeitsgestörtes und hyperaktives Verhalten aufweisen. |
Die Symptome von ADHS und ADS
Nicht nur die Hyperaktivität an und für sich unterscheidet die beiden Begriffe voneinander. Sicherlich stellt sie den ausschlaggebenden Grund für die Unterscheidung der beiden Krankheitsbilder dar. Dennoch äußern Kinder mit ADHS oft vollkommen andere Symptome als Kinder, die unter ADS leiden.
Symptome von ADHS
Wie schon gesagt, fallen die Symptome von ADHS bei jedem Kind etwas anders aus. Allerdings merken die Menschen aus dem Umfeld betroffener Kinder durchaus, dass es sich bei dem Bewegungsdrang, dem Redefluss und auch der kaum vorhandenen Impulskontrolle des Kindes nicht um einen temporären Zustand handelt. Symptome, die dabei helfen können, ADHS bei einem Kind festzustellen, finden sich in den folgenden Aspekten wieder:
- Kinder fallen durch die Hyperaktivität auf.
- Eine motorische Unruhe verwandelt das Kind oft zu einem Zappelphillipp, der nie stillsitzen kann und sich immer bewegen muss.
- Betroffene Kinder sind oft sehr laut und reden sehr viel, sodass sie von Menschen aus ihrem Umfeld nicht selten als „nervend“ und „aufdringlich“ wahrgenommen werden.
Symptome von ADS
Genau wie bei ADHS, fallen auch bei Kindern mit ADS die Symptome individuell aus. Allerdings gestaltet sich die Diagnose als sehr viel komplizierter als bei Kindern, die unter ADHS leiden. Dazu gesellt sich oft auch die Tatsache, dass Eltern nicht wahrhaben wollen, dass genau ihr Kind unter ADS leidet. Da sich die Symptome nicht offensichtlich aufdrängen, fällt es vielen Eltern deshalb leicht, sie unter den Teppich zu kehren und das Kind als „Tagträumer“ zu bezeichnen.
Doch, anders, als es das Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn“ will, kommt der unter den Teppich gekehrte Schmutz früher oder später zum Vorschein. Je länger ADS unerkannt bleibt, umso höher wächst das Häufchen unter dem Teppich und stellt früher oder später eine Stolperfalle dar.
Umso wichtiger gestaltet sich das Erkennen der Symptome, die sich unter anderem in den folgenden Aspekten widerspiegeln:
- Kinder leiden in der Regel im Stillen, da kaum jemand im Umfeld eine Krankheit hinter dem stillen und in sich gekehrten Verhalten vermutet.
- Wechselnde Gedanken und innere Unruhe quälen das Kind. Es lebt das Chaos somit innerlich und nicht äußerlich, wie ein Kind mit ADHS.
- Betroffene Kinder arbeiten in der Regel sehr langsam und teilweise nimmt das Bearbeiten einer Aufgabe oder von Hausaufgaben mehrere Stunden in Anspruch.
Gemeinsamkeiten von ADHS und ADS
So unterschiedliche die Symptome dieser beiden Krankheiten auch ausfallen, teilen sich ADHS und ADS einige Gemeinsamkeiten.
Diese Gemeinsamkeiten bestehen dabei in den folgenden Aspekten:
- Sowohl bei ADHS als auch bei ADS handelt es sich um eine vererbbare und somit angeborene Krankheit.
- An der Quelle beider Krankheiten steht jeweils eine Schwäche in der Impulssteuerung.
- Kindern fällt es schwer, Reize zu filtern.
- Betroffene treffen auf Schwierigkeiten, wenn sie ihre Aufmerksamkeit für längere Zeit auf eine bestimmte Sache lenken sollten.
- Ablenkungen lenken die Kinder schnell ab, was oft auch dazu führt, dass sie Flüchtigkeitsfehler machen. Auch bezüglich der Bewältigung von Aufgaben treffen sie aus diesem Grund auf Schwierigkeiten.
- Weder ADHS noch ADS geht mit einem geringeren IQ einher. In der Regel trifft auf betroffene Kinder das Gegenteil zu: Sie zeichnen sich oft durch eine überdurchschnittliche Intelligenz aus. Dieser Umstand bezeugt auch sehr gut, die Aussage, dass Schulnoten nichts über die Intelligenz eines Schülers aussagen.
- Beide Krankheiten gehen mit einem sehr ausgeprägten Verlangen nach Beachtung und Belohnung einher.
- Oft leiden die Kinder unter einem sehr geringen Selbstwertgefühl und reagieren somit sehr negativ auf ein negatives Feedback aus dem Umfeld. Vor allem bei Kindern, bei denen ADS für lange Zeit unentdeckt bleibt, bringt dies bezüglich des Selbstwertgefühls und des Selbstbewusstseins sehr negative Folgen mit sich.
Die Diagnose durch den Fachmann
Auch, wenn Sie nun wissen, welche Unterschiede ADHS und ADS ausmachen und wie sich die beiden Krankheiten jeweils gestalten, befugt Sie das nicht dazu, zu behaupten, dass ein Kind unter einer der beiden Krankheiten leidet. Denn nicht selten handeln Menschen vor allem bei sehr lebendigen und aktiven Kindern vorschnell und schreiben ihnen die Krankheit ADHS zu.
ADS scheint dabei vollkommen unter den Tisch zu fallen und steht bei den wenigsten Menschen auf dem Schirm. Viele Menschen vergessen vollkommen, dass ADS als Krankheit existiert, da sich die Symptome nicht aufdrängen und in der Regel nicht sehr unangenehm auffallen.
In jedem Fall liegt es in der Pflicht der Eltern ihre Kinder zu beobachten und im Zweifelsfall von einem Fachmann untersuchen zu lassen. In dem Fall der beiden Krankheiten ADHS und ADS stellt dieser Fachmann ein Kinder- und Jugendpsychiater oder ein erfahrener Kinder- und Jugendarzt dar.