Bestimmt haben Sie schon einmal etwas von dem Begriff der Inklusion gehört. Möglicherweise haben Sie sich auch schon genauer damit beschäftigt, worum es sich bei der Inklusion handelt. In diesem Zusammenhang mag möglicherweise auch die Frage danach aufgekommen sein, wer überhaupt von der Inklusion betroffen ist?
Betrifft die Inklusion nur die Menschen, die eine Behinderung haben?
Müssen sich nur Menschen mit einer Behinderung darum kümmern, sich in die Gesellschaft zu integrieren?
Fälschlicherweise gehen viele Menschen davon aus, dass die Inklusion nur die Menschen mit Behinderung betrifft. Schließlich geht es ja darum, sie in das normale Leben zu integrieren, oder?
Was an dieser Aussage falsch ist, ist der Denkansatz. Es geht weniger darum, die Menschen mit Behinderung nur in das normale Leben zu integrieren, sondern es geht mehr darum, ein schönes und harmonisches Miteinander zu schaffen, bei dem alle Menschen dieselben Chancen genießen.
Deshalb handelt es sich bei der Inklusion nicht nur um die Integration der Menschen mit Behinderung in den Alltag der „normalen“ Gesellschaft. Zu derselben Zeit handelt es sich bei der Inklusion auch um die Integration der „normalen“ Gesellschaft in das Leben der Menschen mit Behinderung.
Alleine diese Tatsache zeigt genau, wer von der Inklusion betroffen ist – alle Menschen! Und zwar jeder auf dieselbe Art und Weise. Keiner ist weniger und keiner ist mehr von der Inklusion betroffen.
Wir sitzen alle in einem Boot
Wie sagt man so schön? – Wir sitzen alle im selben Boot. Alle Menschen sitzen gemeinsam in einem großen Boot und fahren mit diesem über das Meer. Einer rudert, einer hisst die Segel, ein wieder anderer hält Aussicht, noch ein anderer liest die Karte,… Gemeinsam leistet jeder auf ganz eigene Art seinen Beitrag und sorgt dafür, dass das Schiff sicher auf dem Meer segelt.
Was passiert, wenn einer nicht mitmacht? – Es wird schwieriger ans Ziel zu kommen. Es fällt schwer, auf dem richtigen Kurs zu bleiben. Das Schiff kommt möglicherweise ins Schwanken oder fährt in die falsche Richtung. Es kann sein, dass es dem Sturm nicht ausweichen kann, der sich anbahnt und es kann somit vorkommen, dass das Schiff Schäden nimmt. Das zeigt, wie wichtig jeder einzelne Mensch in der Gesellschaft ist. Jeder Mensch spielt mit seinem Sein, sowie seinen Fähigkeiten eine wichtige und fundamentale Rolle. Alle sind von der Inklusion auf dieselbe Art und im selben Maß betroffen und sollten sich demnach für die Umsetzung einsetzen.
Ein Geben und ein Nehmen
Der Fehler, den viele Menschen machen, wenn sie an die Inklusion denken, ist, dass sie davon ausgehen, nur zu geben und nie etwas zu bekommen.
Bei der Inklusion handelt es sich jedoch um ein Geben und um ein Nehmen, von dem alle Menschen im selben Maß profitieren. Machen Sie sich diese Tatsache bewusst. Während Sie sich für die Inklusion einsetzen und Ihre Kraft, sowie Ihre Zeit geben, bekommen Sie so unendlich viel. Sie sammeln wundervolle Erfahrungen, schließen Freundschaften, knüpfen Kontakte und lernen Dinge, die Sie ohne die Inklusion vermutlich nie gelernt hätten.
Sie sind weder Retter noch Opfer, genauso wenig, wie sich Menschen mit Behinderung in die Geber- oder Opferrolle begeben. Sie sind nicht der gütige Retter, der den bedürftigen Menschen mit Behinderung hilft, sondern Sie stehen alle auf einer Höhe. Sie befinden sich alle auf demselben Stand und arbeiten gemeinsam daran, voneinander lernen und harmonisch gemeinsam leben zu können.
Anders als man somit vielleicht im ersten Moment auf die Frage danach, wer von der Inklusion betroffen ist, antworten würde, bezieht sich die Inklusion nicht nur auf Personen, die auf irgendeine Art und Weise Förderung brauchen.
Der Fehler besteht darin, dass die Gesellschaft förderbedürftige Menschen und die „normalen“ Menschen in Schubladen stecken und somit voneinander zu trennen versuchen. Doch, wer sagt, was „normal“ ist? Wer bestimmt, dass die „normalen Menschen“ nicht von der Inklusion betroffen sind, nur weil sie keinen Bedarf der Förderung aufweisen? Wer sagt, dass die Menschen mit Beeinträchtigung und Förderbedarf automatisch die Menschen sind, die Hilfe bekommen müssen?
Alle Menschen profitieren von der Inklusion
Mit viel Freude kann man inzwischen sehen, dass sich sehr viele Menschen der Gesellschaft für die Inklusion einsetzen. Aus diesem Grund kann man auch bereits die Früchte sehen, die die aktive Inklusion trägt. Jeder Mensch, egal ob groß oder klein und egal, ob mit oder ohne Förderbedarf profitiert in einem unendlich großen Maß von der Inklusion.
Alleine die Tatsache, dass alle Menschen von der Inklusion profitieren, zeigt, dass dieses Thema alle Menschen etwas angeht.
Haben Sie schon einmal einen Blick auf Schulen geworfen, die Inklusion leben? Haben Sie schon einmal die Kinder beobachtet? Nein? Dann verpassen Sie ein wunderschönes Beispiel davon, wie positiv sich die Inklusion auf alle Menschen auswirkt. Denn, wie schon gesagt, handelt es sich beim Leben und folglich auch bei der Inklusion um ein Geben und ein Nehmen.
Wiegen Sie sich nicht in dem Irrtum nicht von der Inklusion betroffen zu sein, nur weil sie keinen Förderbedarf aufweisen. Sie geht die Inklusion genauso etwas an, wie Ihren Nachbarn, Ihren Bekannten im Rollstuhl und den neu hinzugezogenen Einwanderer aus dem Ausland.
Die Inklusion als Menschenrecht
Wenn Sie sich nun die Frage stellen, worauf die Aussage, dass die Inklusion alle Menschen betrifft, basiert, werfen Sie am besten schlicht und ergreifend einen Blick auf die UN-Behindertenrechtskonvention und das Grundgesetz. Diese behandeln den Aspekt der Inklusion ganz genau und hält somit schriftlich fest, dass es sich bei der Inklusion um ein Menschenrecht handelt.
Nun die fundamentale Frage: Wen gehen Menschenrechte etwas an? – Richtig! Alle Menschen.
Somit geben die UN-Behindertenrechtskonvention und das Grundgesetz erneut eine Antwort auf die Frage, wen die Inklusion betrifft. Inklusion stellt als Menschenrecht somit ein Recht, aber auch eine Pflicht eines jeden Menschen dar. Es ist Ihre Pflicht, sich um die Inklusion zu bemühen und sicherzustellen, dass jeder Mensch an dem Leben teilnehmen kann und dieselben Chancen und Möglichkeiten genießt.
UN-Behindertenrechtskonvention | Grundgesetz |
Deutschland hat das Übereinkommen unter verschiedenen Staaten am 30. März 2007 unterzeichnet. | Mit dem Satz „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden!“, der im Artikel 3 Grundgesetz festgehalten ist, handelt es sich bei der Inklusion bereits seit dem Jahr 1994 um ein gesellschaftliches und politisches Ziel in Deutschland. |
Ganz nach dem Motto „Doppelt hält besser!“ können Sie also sowohl im Grundgesetz, als auch in der UN-Behindertenrechtskonvention nachlesen, wie wichtig die Inklusion ist.
Inklusion – lass mal die anderen machen
Wenn die Inklusion immer mehr zur Sprache kommt und als Menschenrecht jeden Menschen betrifft, bleibt eine wichtige Frage offen. Wieso leben wir noch nicht in einer Gesellschaft, in der die Inklusion ganz selbstverständlich und automatisch einen festen Bestandteil der Gesellschaft darstellt? Wieso müssen wir uns immer noch mit der Inklusion beschäftigen und uns um sie bemühen?
Grund dafür ist unter anderem die Tatsache, dass sie Menschen sehr gerne und leider viel zu oft auf der Verantwortung ziehen. Ganz nach dem Motto „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass!“ denken sie zwar, dass es sich bei der Inklusion um ein wichtiges Thema handelt, doch sie setzen dabei darauf, dass sich die anderen darum schon kümmern.
Wer sind die anderen? Wer soll sich für die Inklusion einsetzen, wenn nicht Sie?
Kindergarten, Schule und Co
Möglicherweise argumentieren Sie damit, dass Sie in Ihrem Alltag keinen Kontakt zu förderungsbedürftigen Menschen haben. Stellen Sie sich an dieser Stelle jedoch die Frage nach dem „Warum“. Nur, weil Sie aktuell keinen Kontakt zu förderungsbedürftigen Menschen haben, heißt das nicht, dass das „normal“ ist. Die Inklusion ist schlicht und ergreifend noch nicht so weit ausgereift und umgesetzt, als dass Ihnen der Kontakt automatisch möglich wäre. Ein Grund mehr dafür, sich mehr für die Inklusion einzusetzen.
Menschen treffen nicht nur im Kindergarten, der Schule und auf der Arbeit zusammen, sondern leben auch in ihrer Freizeit miteinander.
Somit geht die Inklusion nicht nur den Kindergarten, die Schule und den Alltag etwas an.
Natürlich liegt der Fokus aktuell auf diesen Institutionen, doch Inklusion findet auch außerhalb des Kindergartens, der Schule und der Arbeit statt.
Es sich wichtig und richtig, dass alle Menschen dieselben Chancen im Kindergarten, der Schule und allgemein in dem Bereich der Ausbildung und dem Studium genießen. Bei der Inklusion handelt es sich aber nicht um eine „Arbeit“, um die man sich ein bisschen bemüht, um anschließen eine Pause zu machen. Nach der Schule oder nach der Arbeit ist kein Feierabend. Es geht bei der Inklusion unter anderem darum, allen Menschen eine gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. – und das ohne Vorurteile, Probleme oder Einschränkungen.
Die von Inklusion betroffenen Bereiche
Wem die Aussage „Inklusion geht alle Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens etwas an!“ etwas zu allgemein ausfällt, kann sich hier genauer ansehen, was dieser Satz meint.
Die Inklusion betrifft das ganze Leben und alle Bereiche des Lebens uneingeschränkt. Im Klartext heißt das, dass alle Bereiche, wie:
- Arbeit
- Bildung
- Kindergarten und Schule
- Universitäten
- Familien
- Freizeit
- Wohnen
- Sport
- Politik
und alles, was noch zum Leben dazugehört, von der Inklusion betroffen sind. Folglich stehen auch alle Bereiche und alle Menschen in der Pflicht, sich für die Inklusion stark zu machen und einzusetzen.
Was das für Sie bedeutet
Sie sind von der Inklusion im selben Maß betroffen, wie alle anderen Menschen der Gesellschaft. Doch, was bedeutet das für Sie genau? Wie leben Sie Inklusion? Wie kommen Sie Ihrer Pflicht nach und kommen in den Genuss Ihres Rechtes auf Inklusion und Ihre unendlich vielen und wertvollen Vorteile?
Leben Sie Inklusion, indem Sie:
- sich in Vereine einschreiben und in ihnen engagieren.
- Menschen fördern und sich dafür einsetzen, dass sie gefördert werden.
- förderungsbedürftige Menschen bewusst in den Alltag einbeziehen, einladen, unterstützen,…
Jeder kann einen wichtigen Beitrag zu der Inklusion beitragen und somit dafür sorgen, dass wir uns früher oder später nicht mehr um die Wichtigkeit der Inklusion unterhalten müssen. Vielmehr werden wir in den Genuss der Tatsache kommen, die Inklusion im täglichen Leben als Selbstverständlichkeit zu leben. Doch bis dahin gilt: Die Inklusion geht alle Menschen, egal ob förderungsbedürftig oder nicht und egal, ob klein oder groß, auf dieselbe Art etwas an!