Bilder an einer Wand

Wie wichtig sind Kindheitserinnerungen?

Viele Menschen erinnern sich gerne an ihre Kindheit zurück. Vor allem in der Vorweihnachtszeit denken viele Erwachsene daran zurück, wie sie diese Zeit als Kind verbracht haben. Doch, wie wichtig sind Kindheitserinnerungen?

Bestimmt kennen auch Sie die nostalgischen Momente, in welchen Sie an Ihre Kindheit zurückdenken und das Gefühl genießen, das sich in Ihnen ausbreitet. Alleine anhand dieses warmen und wohligen Gefühls merken Sie, wie gut Ihnen die Erinnerungen tun.

Doch, was wäre, wenn die Erinnerungen an die eigene Kindheit nicht einfach nur ein warmes Gefühl auslösen? Was wäre, wenn die Kindheitserinnerungen eine fundamentale Rolle für Erwachsene und ihr Glück und Wohlbefinden spielen?

Neueste Studien haben herausgefunden, dass die Erinnerungen an die Kindheit das Leben erwachsener Menschen sehr stark prägen – sowohl die positiven als auch die negativen Erinnerungen. Aus diesem Grund ist es nicht nur für Erwachsene wichtig, sich mit der eigenen Kindheit auseinanderzusetzen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die eigenen Kinder später positiv an ihre eigene Kindheit zurückdenken können.

Denn in der Kindheit legen Eltern den Grundstein für das spätere Leben ihrer Kinder.

Die bewussten und unterbewussten Erinnerungen

Papierschiff auf dem Wasser

Bestimmt denken Sie gezielt an Situationen und Momente zurück, die Sie in ihrer Kindheit erlebt haben. Diese Erinnerungen fallen unter die Kategorie der bewussten Erinnerungen. Sie können sich noch ganz genau an die Atmosphäre, die Menschen, das Spielzeug, vielleicht sogar die Kleidung und an das Wetter erinnern.

Auf der anderen Seite stehen hingegen die unterbewussten Erinnerungen. An diese Erinnerungen können Sie sich nicht bewusst erinnern. Oft wissen Sie auch gar nicht, bestimmte Situationen und Umstände erlebt zu haben. Aber, anders als der Spruch „Aus den Augen, aus dem Sinn“ erinnert sich Ihr Unterbewusstsein sehr wohl an diese Situationen.

Wenn Sie sich nun einmal bewusst Zeit für sich und Ihre Erinnerungen nehmen, werden Sie jedoch feststellen, dass Sie sich oft „nur“ an Dinge erinnern können, die bis zu Ihrem 4. Geburtstag zurückreichen. Dennoch sind alle Kindheitserinnerungen wichtig.

Der Grund für diesen Umstand ist, dass Ihr Gedächtnis die Dinge der ersten drei Lebensjahre zwar abgespeichert hat, Ihnen diese Informationen jedoch nicht zur Verfügung stellt. Das heißt, dass es durchaus vorkommen kann, dass Sie sich auf bestimmte Weise verhalten, ohne wirklich zu wissen, wieso.

Die Wichtigkeit der ersten drei Lebensjahre

Kinderfuß im Sand

Wenngleich Sie sich nicht bewusst an Ihre ersten drei Lebensjahre erinnern können, spielt genau diese Zeitspanne eine fundamentale Rolle in dem Bezug auf Ihr späteres Leben. Nun mag manch einer an dieser Stelle denken, dass es sich nur um Babyjahre handelt. Ein Baby bekommt doch noch gar nicht so viel mit, oder?

Falsch gedacht. In der Tat haben psychologische Untersuchungen herausgefunden, dass vor allem die drei ersten Lebensjahre einen fundamentalen und somit nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das spätere Leben des Kindes haben.

Die ersten drei Lebensjahre eines Kindes stellen die wichtige Grundlage für die seelische Stabilität und für die körperliche Gesundheit dar. Wer also in den ersten drei Lebensjahren liebevoll, geborgen, geschützt und geliebt aufgewachsen ist, startet mit sehr viel besseren Voraussetzungen ins Leben, als Menschen, die oft alleine gelassen und/oder schreien gelassen wurden und nicht die Liebe und Geborgenheit erfahren haben, wie andere.

Für Eltern ist es aus diesem Grund besonders wichtig, ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren (und natürlich auch über diesen Zeitraum hinaus) mit viel Liebe und Geborgenheit zu begegnen und sie in ihren Bedürfnissen nach Nähe und Liebe zu sehen.

Aufgrund des Wissens bezüglich der Wichtigkeit der ersten drei Lebensjahre und natürlich auch der folgenden Lebensjahre des Kindes, hat die sogenannte bedürfnisorientierte Erziehung und das „attachment parenting“ immer mehr an Beliebtheit gewonnen.

Der Unterschied zwischen negativen und positiven Erinnerungen

In dem Hinblick auf die ersten drei Lebensjahre kann festgestellt werden, dass sich die negativen und die positiven Erinnerungen auf jeweils andere Weise auf das Leben der Menschen auswirken. Ganz vereinfacht dargestellt, wirken sich die unterbewussten Erinnerungen aus dieser Zeit wiefolgt auf das Leben erwachsener Menschen aus:

Positive ErinnerungenNegative Erinnerungen
Selbstsicheres Auftreten und das Bewusstsein darüber, einen unendlich großen Selbstwert zu haben.Ängste unterschiedlicher Art, basierend auf den unterbewussten Erinnerungen aus der Kindheit.

Die positiven Erinnerungen legen also den Grundstein für:

  • Selbstbewusstsein
  • Selbstliebe
  • Selbstwertgefühl
  • Selbstsicherheit

während die negativen Erinnerungen oftmals zu Verhaltensweisen führen, die sich Menschen oft selbst nicht erklären können. Beide Arten der Kindheitserinnerungen sind wichtig.

Genau aus dem Grund, dass sich die Erinnerungen aus den ersten drei Lebensjahren im Unterbewusstsein befinden und Sie nicht bewusst auf sie zugreifen können.

Eines der vielen Beispiele des Einflusses einer negativen Erinnerung aus der Kindheit stellt sich wiefolgt dar:

SituationEin Kind wird sehr viel alleine gelassen. Selbst, wenn es schreit, erfährt es keine Zuwendung und Liebe oder Geborgenheit. Für ein kleines Baby bedeutet dieses Nicht-Erfüllen seiner Bedürfnisse, dass es verlassen wird. Zwar mag das Kind irgendwann aufhören zu schreien und zu weinen. Das liegt aber nicht daran, dass es mit der Situation klarkommt, sondern dass es aufgegeben hat.
FolgeErwachsene könnten aufgrund dieser Erfahrungen in den ersten drei Lebensjahren sehr große Probleme damit haben, Beziehungen einzugehen oder gesunde Beziehungen zu haben, weil sie Angst vor der Einsamkeit oder vor dem Verlassen-Werden haben. In diesem Fall kann die Dienstreise des Partners oder ein Abend unter Kumpels für eine Frau mit derartigen unterbewussten Erinnerungen zu einer großen Belastung und Herausforderung werden.

Das innere Kind und seine Bedeutung

Alles in allem haben Sie in den ersten Abschnitten bereits sehr gut sehen können, dass sich die Kindheitserinnerungen sehr stark auf das spätere Leben von Erwachsenen auswirken und somit wichtig sind. Sowohl die positiven als auch die negativen Erinnerungen prägen in diesem Fall das „innere Kind“. Dieses meldet sich in bestimmten Situationen zu Wort und kommt vor allem in dem Bezug auf die Beziehung zum eigenen Kind zum Vorschein.

Das innere Kind erfährt, je nach Kindheit, eine positive oder eine negative Prägung, weshalb sich dieses innere Kind auch in ein „geliebtes inneres Kind“ und in ein „ungeliebtes inneres Kind“ aufteilt.

Das geliebte innere KindDas ungeliebte innere Kind
Die lebendige Seite in einem MenschenDie traurige und abgelehnte Seite in einem Menschen
Persönlichkeitsmerkmale sind vor allem: Freude Spontanität Offenheit Neugierde Begeisterungsfähigkeit Verantwortungsübernahme für das eigene Tun und HandelnPersönlichkeitsmerkmale sind vor allem: Traurigkeit Angst Frustration Ärger Neid Scham Suche nach Anerkennung und Bestätigung –  das geschieht in vielen Fällen durch Abhängigkeiten von Personen oder Suchtmitteln.

Wie Sie also sehen, spielt das innere Kind sowohl bezüglich der positiven als auch in dem Bezug auf die negativen Erinnerungen eine wichtige Rolle. Doch, vor allem in dem Bezug auf die negativen Erinnerungen kommt das innere Kind immer wieder zur Sprache. Das basiert auf der Tatsache, dass das verletzte innere Kind Wunden hat, die Sie aber durchaus gezielt heilen können.

Warum das Heilen des inneren Kindes so wichtig ist

Kind im Ballettkleid spielt

Für Sie als Elternteil ist es wichtig, Ihr inneres Kind zu heilen, um so nicht Gefahr zu laufen, Ihre negativen Erinnerungen auf Ihr Kind zu übertragen. Meldet sich das innere Kind bei der Erziehung Ihres Kindes immer wieder zu Wort, werden Sie von ihm beeinflusst. Setzen Sie sich aus diesem Grund mit Ihrem inneren Kind auseinander, suchen sich ggf. psychologische Unterstützung und heilen die alten Wunden.

Sie schaffen durch das Heilen der alten Wunden somit auch sehr viel bessere Voraussetzungen für eine glückliche Kindheit Ihres eigenen Kindes.

Ein Beispiel für diese Tatsache sieht wiefolgt aus:

Sie durften als Kind Ihre negativen Gefühle nie ausleben. Immer wieder wurde Ihnen mit Sätzen wie:

  • Da musst du jetzt nicht weinen.
  • Das ist kein Grund so zu heulen.
  • Wenn du nicht aufhörst zu weinen, dann…
  • Wenn du noch einmal so schreist, dann…

verboten, Ihre Gefühle auszuleben. Dieser Umstand erschwert es Ihnen, diese negativen Gefühle bei Ihrem Kind anzunehmen.

Derartige Situationen stellen also Triggerpunkte dar, die Sie nervös und oft auch wütend werden lassen. Um zu verhindern, dass Sie Ihrem Kind mit derselben Reaktion Ihrer Eltern – also aus Ihrer eigenen Kindheit – begegnen, spielt es für Sie eine wichtige Rolle, an Ihrem inneren Kind zu arbeiten und Wunden zu heilen. Das kommt nicht nur Ihnen, sondern auch Ihrem Kind zu Gute. Mit einem geheilten inneren Kind prägen Sie Ihr Kind und sein inneres Kind positiv und schaffen die besten Voraussetzungen für das Schaffen schöner und positiver bewusster, sowie unterbewusster Erinnerungen an die Kindheit.

Welche Rolle das innere Kind genau spielt, erfahren Sie in einem separaten Artikel etwas genauer.

Vorteile positiver Kindheitserinnerungen

Alles in allem steht es außer Frage, dass positive Kindheitserinnerungen wichtig für das Leben eines Menschen sind. Denn zwischen einer glücklosen Kindheit mit negativen bewussten und unterbewussten Erinnerungen und dem Auftreten von psychischen Störungen besteht ein sehr großer Zusammenhang:

  • Genetisch verankerte Depressionen brechen oft verstärkt aus, wenn der Mensch in der Kindheit überwiegend negative Erfahrungen gemacht hat.
  • Oft leiden Menschen mit negativen Kindheitserinnerungen unter Angststörungen.
  • Abhängigkeiten von Personen oder Suchtmitteln basieren oft auf negativen Kindheitserinnerungen.

Studien haben untersucht, ob der Einfluss der Kindheitserinnerungen auf das spätere Leben möglicherweise mit der Zeit abnimmt. Allerdings fand die Studie heraus, dass das nicht der Fall ist. In der Tat spielen die Erinnerungen an die Kindheit das ganze Leben hinweg eine fundamentale Rolle.

So bringen positive Kindheitserinnerungen (sowohl bewusste als auch unterbewusste) die folgenden Vorteile mit sich:

  • Bessere körperliche und geistige Verfassung im Erwachsenenalter
  • Bessere Gesundheit und weniger Depressionen und/oder chronische Erkrankungen
  • Deutlich besserer Umgang mit Stress
  • Menschen fällt es leichter, Entscheidungen zu treffen
  • Allgemein deutlich bessere Zufriedenheit mit der Arbeit und mit den Beziehungen
  • Deutlich geringeres Risiko, zu Drogen oder anderen Suchtmitteln zu greifen oder sich in toxische Beziehungen zu begeben.

Bewusste Erinnerungen

Legosteine

Aufgrund des großen Einflusses, den unterbewusste Kindheitserinnerungen auf das Leben eines Menschen haben, hat sich dieser Artikel vor allem mit dieser Kategorie der Erinnerungen beschäftigt. Dennoch sind natürlich auch die bewussten Kindheitserinnerungen äußerst wichtig.

Jeder Mensch erinnert sich gerne an andere Dinge und Situationen aus der Kindheit zurück und kann die Situation wie ein Film vor dem inneren Auge abspielen lassen.

Um einmal die Zahlen sprechen zu lassen, sehen Sie hier nun, woran sich Menschen am meisten erinnern, wenn Sie an die eigene Kindheit zurückdenken:

  • Weihnachten
  • Spielen
  • Bestimmtes Essen
  • Eltern und Verwandte
  • Schule
  • Freunde
  • Krankheiten
  • Märchen und Bücher
  • Situationen, in welchen sie Angst hatten
  • Urlaub
  • Das Lieblingsspielzeug

So sorgen Sie als Eltern für positive Kindheitserinnerungen bei Ihren Kindern

Da Kindheitserinnerungen einen permanenten und anhaltenden Einfluss auf das Leben der Kinder haben, ist es wichtig Ihren Kindern positive Kindheitserinnerungen mit ins Leben zu geben. Um positive Kindheitserinnerungen in dem Unterbewusstsein und auch dem Bewusstsein Ihres Kindes zu verankern, können Sie sich an den folgenden Stichpunkten orientieren:

  • Nehmen Sie das Kind so an, wie es ist.
  • Lassen Sie zu, dass das Kind all seine Gefühle kennenlernt und somit den Umgang mit ihnen erfährt. Sorgen Sie dafür, dass das Kind auch negative Gefühle leben und anschließend ziehenlassen kann. Kein Gefühl soll unterdrückt werden.
  • Sagen und zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es lieben.
  • Verbringen Sie bewusst Zeit mit dem Kind und schaffen somit Momente, an die es sich gerne zurückerinnert.
  • Treffen Sie Kompromisse und finden Sie in kritischen Situationen gemeinsam Lösungen.
  • Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Sie ein Kind nicht mit Liebe verwöhnen oder verziehen können.
  • Lassen Sie ein Baby nie alleine schreien und weinen. Sehen Sie von Schlaftrainings ab.

Eine glückliche Kindheit zu haben, bedeutet nicht, dass ein Kind in einer Blase lebt und nie Kontakt mit negativen Gefühlen und Situationen hat. Vielmehr bedeutet eine glückliche Kindheit, dass Ihr Kind geborgen in Liebe lebt und weiß, dass die Eltern immer da sind und helfen, wenn es Hilfe braucht. Sie als Eltern haben die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, in welchen sich das Kind ausleben und somit Erfahrungen machen kann.

Achten Sie jedoch auch auf sich selbst. Es ist wichtig, dass Sie sich mit Ihren eigenen Kindheitserinnerungen und Ihrem inneren Kind auseinandersetzen.

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