Verschiedene Symbole unterschiedlicher Religionen

Was versteht man unter religiöser Erziehung?

Sobald zwei Menschen Eltern werden, drängt sich automatisch die Frage nach dem Erziehungsstil auf. Wie soll das Kind erzogen werden? Soll Religion in dem Rahmen der Erziehung eine Rolle spielen, oder lieber nicht? Wenn ja, inwiefern darf die Religion mit in die Erziehung einfließen? Was versteht man unter religiöser Erziehung?

Tückisch an der Religion ist die Tatsache, dass viele Menschen religiösen Anschauungen kritisch gegenüberstehen. Religion führt nicht selten zu Spannungen und Meinungsverschiedenheiten. Das stellt mitunter einen Grund für die Tatsache dar, dass Eltern oft unsicher auf die Frage nach der religiösen Erziehung reagieren.

Bevor Sie nun mehr darüber erfahren, was die religiöse Erziehung überhaupt ist und, was Sie diesbezüglich bedenken und beachten sollten, gibt es einen weiteren sehr wichtigen Punkt zu erwähnen.

Allen Eltern steht es frei ihr Kind so zu erziehen, wie sie wollen. Natürlich greifen die Grenzen dieser Freiheit, sofern sie die psychische und physische Gesundheit des Kindes angreifen und ihm damit schaden. Doch, solange Eltern Kinder gewaltfrei, mit Würde, Liebe und Empathie erziehen, steht es ihnen frei, ob sie die Erziehung religiös gestalten, oder nicht.

Somit liegt es in Ihrer Entscheidung, ob Sie der Religion Raum in der Erziehung Ihres Kindes schaffen wollen. Wenngleich Sie darüber entscheiden, ob Sie Ihr Kind religiös erziehen, sollten Sie immer bedenken, dass Ihr Kind ein eigenständiger Mensch ist. Sie dürfen ihm religiösen Glauben vorleben, sollten aber durchaus akzeptieren, wenn Ihr Kind das Angebot nicht annehmen möchte. Doch in aller erster Linie stellt sich die Frage, was man unter religiöse Erziehung versteht.

Was ist religiöse Erziehung?

Offenes religiöses Buch

Die erste Frage, die sich sehr viele Menschen stellen, ist die Frage danach, was man unter religiöser Erziehung versteht. Zunächst einmal muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass Menschen auf der Welt an verschiedene Dinge glauben und „Gott“ unterschiedliche Namen verleihen.

Eine religiöse Erziehung ist somit nicht nur die christliche Erziehung oder die muslimische Erziehung – unter den Begriff der religiösen Erziehung fallen alle Religionen, an die Menschen auf der Welt glauben.

In dem Rahmen der religiösen Erziehung binden Eltern die jeweiligen Praktiken und Glaubenssätze in der Erziehung an, was zum Beispiel bedeuten könnte, dass:

  • Christen sonntags mit ihren Kindern in die Kirche gehen oder vor dem Essen beten.
  • Muslimische Familien mit ihren Kindern beten und den Mädchen anbieten, ein Kopftuch zu tragen, sofern sie das wollen.
  • Jüdische Familien den Kindern beibringen, koscher zu essen und die Synagoge zu besuchen.

Natürlich handelt es sich bei den genannten Beispielen nur um einen Bruchteil der Bräuche und Glaubenssätze, für die die einzelnen Religionen stehen. Zudem ist die Liste auf keinen Fall vollständig, da es auf der Welt weitere Religionen gibt, welchen Menschen angehören.

Wie sieht die religiöse Erziehung aus?

Kind sitzt mit anderen Kindern auf dem Boden

Sie wissen nun was man unter einer religiösen Erziehung versteht. Eine weitere, durchaus interessante und berechtigte Frage besteht darin, wie sich die religiöse Erziehung genau gestaltet. Denn, vor dem inneren Auge vieler Menschen macht sich das Bild der strengen Erziehung breit, die Kindern einen Glauben aufzwingt.

Viele Menschen denken automatisch an die Extremisten, die Kinder vor Abtreibungskliniken schicken, um dort zu protestieren und „Gottes Wahrheit“ zu verkünden. Doch genau das ist religiöse Erziehung nicht.

Schon lange hält sich der religiöse Einfluss auf das Alltags- und Privatleben in Grenzen und Familien entscheiden selbst, inwiefern sie ihren Kindern die Religion vorleben. Genau dieses Wort „Vorleben“ spielt an dieser Stelle eine fundamentale Rolle.

Als Elternteil nehmen Sie eine Vorbildfunktion ein. Ihr Kind ahmt Sie nach, weshalb die religiöse Erziehung in aller erster Linie eine Frage des Vorlebens darstellt. Leben Sie Ihrem Kind Ihren Glauben vor und nehmen Sie es somit mit in Ihre Welt und in Ihre Anschauungsweisen.

Die Rechte und Pflichte der Eltern

Bezüglich der religiösen Erziehung haben Eltern sowohl Rechten als auch Pflichten. Diese Tatsache sollten Sie immer im Hinterkopf behalten, wenn Sie Ihre Kinder erziehen und vorhaben, die Religion aktiv mit in die Erziehung einfließen zu lassen.

RechtPflicht
Sie haben als Eltern das Recht, festzulegen, wie und in welchem Umfang Sie Ihr Kind religiös erziehen wollen. Sie haben die Freiheit darüber zu bestimmen, welche Werte Sie Ihren Kindern vermitteln wollen und welche Rolle die Religion in Ihrem Familienalltag spielen soll.Freiheit steht meist im Zusammenhang mit Verantwortung. In der Tat liegt eine Ihrer größten Verantwortungen darin, Ihrem Kind das Selbstbestimmungsrecht zu gewähren. Sie dürfen Ihr Kind nicht zwingen, Ihre religiösen Anschauungen zu teilen. Denn Ihre Pflicht als Eltern umfasst unter anderem die Tatsache, Ihr Kind zu einem selbstständigen, verantwortungsbewussten Erwachsenen zu erziehen.

Die Rechte Ihres Kindes

Kind hält sich die Bibel an die Stirn und hat die Augen geschlossen

Im Grunde genommen erklärt es sich von selbst, dass Ihr Kind ebenfalls Rechte, wie das bereits erwähnte „Selbstbestimmungsrecht“ besitzt. Das heißt, dass Sie Ihrem Kind Ihren religiösen Glauben natürlich vorleben, es aber nicht zu Ihren Ansichten zwingen dürfen.

In der Tat dürfen Sie nach der Vollendung des 12. Lebensjahres nicht mehr für Minderjährige bezüglich ihrer religiösen Konfession bestimmen. Das Selbstbestimmungsrecht Ihres Kindes geht mit dem vollendeten 14. Lebensjahr sogar noch ein Stück weiter.

Ab diesem Zeitpunkt darf das Kind frei bestimmen, ob es weiterhin dem Glauben angehören möchte. Für christliche Familien würde das somit heißen, dass ein Kind ab dem vollendeten 14. Lebensjahr aus der Kirche austreten darf.

Grundlage für dieses Recht steht als unverletzliches Grundrecht im Grundgesetz geschrieben. Dort heißt es, dass die Freiheit des Glaubens und des Gewissens, sowie auch die Freiheit der weltanschaulichen und religiösen Bekenntnisse ein unverletzliches Grundrecht darstellen.

Aus diesem Grund entscheiden sich inzwischen auch immer mehr Familien gegen die Taufe und andere religiöse Ereignisse im Leben eines Kindes und warten mit diesen „Events“ solange, bis das Kind alt genug ist, um selbst zu bestimmen.

Warum entscheiden sich viele Familien für die religiöse Erziehung?

Zwei Menschen sitzen in einem Gotteshaus auf dem Boden

Recht viele Familien entscheiden sich dafür, Kinder religiös zu erziehen. Manchmal sind sich Eltern gar nicht bewusst darüber, Kinder religiös zu erziehen. Denn oft befinden sich religiöse Glaubenssätze und Handlungswege bereits fest in der Kultur integriert, sodass sie sozusagen unterbewusst mit in die Erziehung einfließen.

An dieser Stelle ist es wichtig, dass Sie sich nochmal vor Augen führen, dass die religiöse Erziehung nichts mit den Extremisten zu tun hat.

Durch die starke Prägung der Religion in den einzelnen Kulturen, haben sich religiöse Ansätze schlicht und ergreifend in die Erziehung eingeschlichen und helfen auch dabei, die Kultur besser zu verstehen. Denn mit der Religion stehen oft auch Werte in Verbindung, die Kinder durch die religiöse Erziehung viel besser verstehen.

Erklärung großer Kinderfragen

Vorerst muss diesem Abschnitt hinzugefügt werden, dass jede Religion die großen Kinderfragen anders behandelt und somit möglicherweise auch andere Antworten auf die Fragen findet.

Für Sie als Eltern ist es wichtig, dass Sie:

  • Ihren Standpunkt vermitteln.
  • andere Meinungen und Ansichten zulassen und möglicherweise auch selbst darstellen und erklären.
  • Ihre Anschauung nicht als die einzig Wahre bezeichnen und dem Kind somit eine offene Einstellung anderen Religionen und Ansichten gegenüber vermitteln.

Was jedoch auffällt ist, dass eine religiöse Erziehung die Beantwortung häufig vorkommender Fragen erheblich erleichtert. Denn, in der Welt, in der Sie Ihre Kinder großziehen, kommt es zu schockierenden und traurigen Ereignissen, auf die Kinder eine Antwort haben wollen. Aber auch andere Fragen, wie Fragen nach dem Sinn des Lebens oder die Frage „Wer bin ich eigentlich?“ kommen oft bei Kindern auf.

Vielleicht befinden Sie sich mit Ihrem Kind gerade in der berühmten „Warum“-Phase oder diese Phase steht Ihnen noch bevor. Doch nicht nur in dieser Phase, sondern auch allgemein im Leben Ihres Kindes kommt es unter anderem zu diesen Fragen:

  • Wer bin ich?
  • Was möchte ich mal werden?
  • Warum sterben Menschen? Muss auch ich mal sterben und was passiert nach dem Tod?
  • Wo kann ich Geborgenheit finden, wenn ich mich allein gelassen fühle?
  • Wieso gehen Menschen böse und gemein miteinander um?
  • Wie kann ich gut handeln und fair sein?
  • Warum glauben einige Menschen an Gott und andere nicht?
  • Weshalb glauben einige Menschen an mehrere Götter oder nennen Gott anders?
  • Warum gehen nicht alle Menschen in die Kirche?

Behalten Sie dabei immer im Hinterkopf, dass Ihr Kind diese Fragen nicht zwingend direkt stellt. In irgendeiner Form beschäftigen diese Fragen Ihr Kind und sind somit in seinem Leben präsent.

So kann die religiöse Erziehung Antworten auf die großen Kinderfragen geben

Hand eines kleinen Babys auf der Hand eines alten Menschen

Es gibt kein Rezept und auch keine Anleitung, der Sie folgen können, um eine Antwort auf die großen Kinderfragen zu geben. Jede Religion geht, wie schon gesagt, anders an die Fragen heran. Indem Sie Ihrem Kind Ihre Sichtweise erklären, geben Sie ihm bereits einen Ansatz mit an die Hand, mit dem es arbeiten kann.

Behalten Sie dabei, wie schon gesagt, im Hinterkopf, dass Kinder heutzutage vermehrt in den Kontakt zu anderen Religionen kommen. Deshalb spielen verschiedene Religionen in der Kultur eine tragende Rolle. Stehen Sie diesen Religionen offen gegenüber und erklären Ihren Kindern ggf. auch andere Ansätze für die Beantwortung der großen Fragen. Unter religiöser Erziehung versteht man somit unter anderem auch, Kinder über andere Religionen aufzuklären.

So sollte die religiöse Erziehung aussehen

Nachdem Sie nun wissen, was man unter religiöser Erziehung versteht, stellt sich die Frage danach, wie eine religiöse Erziehung aussehen sollte. Wenngleich sich die vielen unterschiedlichen Religionen voneinander unterscheiden, gibt es dennoch ein paar Ansätze, die generell auf die religiöse Erziehung zutreffen.

Ganz egal, welche Religion in Ihre Erziehung einfließt – behalten Sie die folgenden Tipps und Anhaltspunkte immer im Hinterkopf:

  • Eine Religiöse Erziehung kann einem Kind Sicherheit vermitteln.
  • Wahren Sie immer das Selbstbestimmungsrecht Ihres Kindes und zwingen Sie ihm keine Religion auf.
  • Gehen Sie offen auf Fragen ein und erzählen Ihrem Kind, dass es auch andere Religionen gibt.
  • Sagen Sie offen und ehrlich, wenn Sie auf bestimmte Fragen keine Antwort haben.

Behalten Sie auf jeden Fall folgende Aspekte im Hinterkopf:

  • Eine zu starke und strenge Religiosität kann unter Umständen genau das Gegenteil Ihrer Erziehungsaufgabe als Eltern hervorrufen. Sie kann beispielsweise dazu führen, dass Kinder ihre eigene Persönlichkeit nicht entwickeln und entfalten können. Unter Umständen wollen sie später gar nichts mehr mit der Religion zu tun haben.
  • Um selbst eine weltzugewandte und offene Einstellung zu haben und diese auch dem Kind zu vermitteln ist es wichtig, sich anderen Gläubigen und auch Nicht-Gläubigen gegenüber zu öffnen und alle Meinungen und Ansichten zu respektieren.

Bewusste religiöse Erziehung

Wie schon mehrfach erwähnt, erfolgt die religiöse Erziehung bei vielen Familien unterbewusst, ohne zu wissen, was man unter religiöser Erziehung versteht. Durch die eigene Kindheit und alleine durch die Tatsache in einer bestimmten Kultur aufwachsen, die von einer bestimmten religiösen Anschauung geprägt wird, sorgt dafür, dass unterbewusst religiöse Glaubenssätze mit in die Erziehung einfließen.

Eltern, die ihre Kinder jedoch bewusst religiös erziehen wollen, haben spezielle Möglichkeiten, um die Religion etwas intensiver und auch bewusster mit in die Erziehung einfließen zu lassen. Unter anderem handelt es sich dabei um die Folgenden Möglichkeiten:

  • Besuch von gemeindlichen Gruppen und kirchlichen Einrichtungen (u.a. Kindergarten und Schule), wo Sie und Ihre Kinder Informationen finden und sich austauschen können.
  • Inanspruchnahme einer Beratung von Mitarbeitern der örtlichen Kirchengemeinde. Die Mitarbeiter verfügen dabei in der Regel über eine pädagogische, theologische und/oder psychologische Ausbildung.
  • Bücher und andere Medien, wie zum Beispiel Kassetten oder auch Filme, die über Religionen aufklären.

Diese Hilfsangebote unterstützen Sie dabei, die unterschiedlichen religiösen Ansichten und Grundlagen aktiv mit in die Erziehung einfließen lassen zu können.

Was ist, wenn sich Kinder für Religion interessieren und Eltern nicht?

Aufschrift "What Now?"

Nicht immer sind es die Eltern, die religiös leben und somit religiösen Anschauungen folgen, die sie mit in die Erziehung einfließen lassen wollen. Manchmal gibt das Interesse des Kindes Anstoß für die Frage danach, wie sich eine religiöse Erziehung gestaltet und wie sie am besten stattfindet.

Manche Eltern machen sich nichts aus der bewussten religiösen Erziehung ihrer Kinder. Somit stellen sie sich auch gar nicht die Frage danach, was man unter der religiösen Erziehung versteht und wie sie sie am besten im Alltag umsetzen können.

Sie genießen die volle Freiheit sich nicht für Religion zu interessieren. Doch mit der Verantwortung, die Sie für Ihr Kind haben, tragen Sie auch die Verantwortung dafür, dass sich Ihr Kind frei ausleben und entfalten darf. Interessiert es sich für Religion und stellt Ihnen Fragen, die sich auf die Religion beziehen, können Sie das als Anlass nehmen, um:

  • für sich herauszufinden, wieso Sie sich nicht für Religion interessieren oder möglicherweise sogar eine Abneigung gegen Sie haben. (Nicht selten ist ein extrem-religiöser Erziehungsstil Grund für spätere Abneigung Erwachsener gegenüber der Religion).
  • sich mit Religion und den verschiedenen Anschauungen auseinanderzusetzen.
  • für sich prüfen, ob Sie vielleicht nicht in das andere Extrem abrutschen, das Religionen oft vorgeworfen wird. Extreme sind nie gut.

Abschließend kann nochmal gesagt werden, dass alle Eltern die Freiheit genießen ihre Kinder so zu erziehen, wie sie es für richtig halten. Das heißt, dass die religiöse Erziehung dabei eine Möglichkeit, aber absolut kein Muss darstellt. Das Selbstbestimmungsrecht, sowie eine glückliche Kindheit des Kindes an der ersten Stelle stehen. Auch das versteht man unter religiöser Erziehung – das Kind für sich bestimmen zu lassen.

Nun wissen Sie, was man unter religiöser Erziehung versteht. Wenn Sie wissen wollen, was ein Kind wirklich glücklich macht, können Sie sich dazu auch einen separaten Blogartikel durchlesen.

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